Nachhilfeunterricht oder Lerntherapie?

Was benötigt mein Kind?

Fällt einem Schulkind das Verstehen und Lernen in einem oder mehreren Fächern schwer, möchten die meisten Eltern zunächst selbst helfen. Sie schauen mit ins Buch oder Heft, erklären, beantworten Fragen und üben mit dem Kind. Wer sich mit angenehmen Gefühlen an seine eigene Schulzeit erinnert, macht das gerne und freut sich, dass der alte Schulstoff noch sitzt. Eltern, die jedoch keine schönen Erinnerungen mit der eigenen Schulzeit verbinden oder wenig erfolgreich waren, haben meist Schwierigkeiten mit institutionalisiertem Lernen. Diese sind in der Regel keine guten Lernbegleiter*innen, weil Kinder ihr Unbehagen gegenüber dem Lerngegenstand spüren und oft mit Verunsicherung reagieren: Wenn selbst mein Papa das nicht versteht, wie soll ich das dann schaffen? Wenn Mama sagt, dass es auch ohne Mathe geht, dann hat sie doch Recht, oder?

Vieles spricht dafür, das häusliche Lernen und die Erledigung der Hausaufgaben von jemandem begleiten zu lassen, der gut erklären kann, geduldig ist, das Kind mittelfristig zum selbstorganisierten Lernen führt und so zur Entlastung der Eltern beiträgt. Da ist zum einen zu bedenken, dass die eigene Schulzeit oft schon weit zurückliegt und viele fachliche Kenntnisse und Fähigkeiten über die Jahre verloren gegangen sind. Wer seinem Kind helfen möchte, muss zunächst selbst noch einmal zum Schüler*zur Schülerin werden. Oder könnten Sie spontan erklären, wann das present perfect verwendet wird oder was es mit dem Satz des Pythagoras auf sich hat? Ein noch wichtigeres Argument für eine Lernbegleitung durch Dritte ist das emotionale Band zwischen Eltern und Kind. Das kann dazu führen, dass Mama oder Papa ungeduldig wird, hektisch vieles gleichzeitig versucht und so Druck aufbaut, der das Lernen zusätzlich erschwert. Besser geeignet ist hier eine Lehrperson, die es als völlig in Ordnung erachtet, dass das Verstehen und Bearbeiten des aktuellen Themas zwei weitere Stunden in Anspruch nehmen.

Haben sich Eltern für eine außerschulische Unterstützung durch Dritte entschieden, stehen sie vor der Herausforderung, die passende Hilfe aus den vorhandenen Angeboten zu wählen. Nachhilfe ist mittlerweile überall erhältlich, z. B. in Form der großen Ketten oder durch freiberufliche Nachhilfelehrkräfte, die ins Haus kommen oder eigene Räumlichkeiten bereithalten. Daneben gibt es immer mehr Praxen für Lerntherapie und freiberufliche Lerntherapeut*innen, die die Therapie im häuslichen Umfeld des Kindes durchführen. Was unterscheidet aber die Nachhilfe von der Lerntherapie, und wie können Eltern herausfinden, welcher Förderungsansatz der geeignete ist?

Wann Nachhilfe?

Nachhilfe hat sich bewährt, wenn Unterricht in Folge von Fehlzeiten versäumt wurde und ein eigenständiges Nachholen nicht möglich ist oder zu lange dauern würde. Sie ist auch sinnvoll, falls Verständnisprobleme vorliegen, die mit anderen Erklärungswegen oder zusätzlichen Übungen gelöst werden können. Nachhilfeunterricht kann zudem erforderlich werden, wenn ein*e Schüler*in an eine Schule wechselt, die einen höheren Wissensstand voraussetzt. Können Sie mindestens eine der folgenden Fragen mit Ja beantworten, so spricht dies für die Nachhilfe.

Checkliste Nachhilfe

  • Weist Ihr Kind Schulstofflücken auf, weil es eine Zeit lang nicht zur Schule gegangen ist oder im Unterricht unaufmerksam war?
  • Benötigt es viel Zeit für das Bearbeiten der Hausaufgaben?
  • Haben Sie das Gefühl, dass Ihr Kind mit einem*r älteren Schüler*in, Studenten*Studentin oder Lehrer*in besser lernen könnte als mit Ihnen?
  • Möchte Ihr Kind bessere Noten erzielen und ist es bereit, dafür einen Teil seiner Freizeit zu opfern?
  • Ist Ihr Kind versetzungsgefährdet, ohne dass dies auf eine Lernschwäche bzw. -störung im Bereich des Lesens, Rechtschreibens oder Rechnens zurückzuführen ist?

Wann Lerntherapie?

Hat ein Kind oder Jugendlicher eine Lese-Rechtschreibschwäche bzw. Legasthenie, eine Rechenschwäche bzw. Dyskalkulie oder gar eine Lernstörung, liegt ADHS vor, fehlen wesentliche Lernvoraussetzungen oder ist Nachhilfeunterricht aus anderen Gründen nicht ausreichend, sollten sich Eltern um eine Lerntherapie bemühen. Wenn Sie mindestens eine der folgenden Fragen mit Ja beantworten können, so spricht dies für eine Lerntherapie anstelle der Nachhilfe:

Checkliste Lerntherapie

  • Erhält Ihr Kind schon längere Zeit ohne erkennbaren Erfolg Nachhilfe?
  • Gehen die Lernschwierigkeiten über bloße Schulstofflücken hinaus? Fehlen ihm vielmehr die Grundlagen erfolgreichen Lernens?
  • Kosten auch Sie die Hausaufgaben und das häusliche Lernen Ihres Kindes viel Zeit, und belastet dies die Eltern-Kind-Beziehung?
  • Hat Ihr Kind eine diagnostizierte Lernstörung (z. B. Lese- und Rechtschreibstörung, Rechenstörung), oder bestehen Anzeichen für größere Schwierigkeiten im Lesen, Rechtschreiben oder Rechnen?
  • Hat Ihr Kind keine Lust mehr, zur Schule zu gehen oder zu lernen, weil es in Folge vieler Niederlagen nur noch wenig zuversichtlich und motiviert ist?

Was genau unterscheidet Nachhilfe und Lerntherapie?

Zielgruppe

Nachhilfeunterricht ist ein Angebot für Schüler*innen, die auch in ihren schwachen Fächern über solide Grundlagen verfügen. Das Erlernen des Lesens, Rechtschreibens und Rechnens gelingt weitgehend altersgemäß. Wenn hier Schwierigkeiten auftreten, dann nur punktuell, z. B. in der Groß- und Kleinschreibung oder in der Bruchrechnung. Diese Unsicherheiten können im Rahmen von Nachhilfe mit nochmaligen oder anderen Erklärungen sowie zusätzlichen Übungen überwunden werden. Auch Schüler*innen, die in Kürze eine Klassenarbeit über z. B. Photosynthese, Klebstoffe oder die Französische Revolution schreiben werden, profitieren von einer Vorbereitung im Rahmen von Nachhilfeunterricht. Hier kann der*die Nachhilfelehrer*in Lerntechniken vermitteln und das selbstorganisierte Lernen anbahnen.

Lerntherapie richtet sich hingegen vornehmlich an Kinder und Jugendliche, denen das Lesen, Rechtschreiben oder Rechnen außergewöhnlich schwer fällt. Diese Probleme treten nicht erst beim Erlernen der Groß- und Kleinschreibung oder der Bruchrechnung auf, sondern schon viel früher, etwa beim Unterscheiden von langen und kurzen Vokalen oder bei Additionen mit 10er-Übergang. Viele Lerntherapeuten arbeiten zudem mit Schüler*innen, die unter fehlendem Zutrauen in eigene Fähigkeiten, Motivationsverlust oder Prüfungsangst leiden und daher fächerübergreifend schlechte Leistungen zeigen. Auch im Falle von Aufmerksamkeitsstörungen (AD(H)S) reicht meist kein gewöhnlicher Nachhilfeunterricht, weil die betroffenen Kinder zunächst einen reflexiven Arbeitsstil und einen konstruktiven Umgang mit Fehlern erlernen müssen.

Inhaltliches

Nachhilfelehrer*innen helfen Schüler*innen bei der Bewältigung des aktuellen Schulstoffs. Die Arbeitsgrundlagen bilden in der Regel das Schulbuch, Aufzeichnungen aus dem Unterricht, von den Lehrer*innen erteilte Hausaufgaben sowie von der Nachhilfelehrkraft ausgewählte Zusatzübungen, mit deren Hilfe ein Sachverhalt noch einmal erklärt und nachvollzogen werden kann.

Lerntherapeut*innen können sich nicht am aktuellen Schulstoff orientieren, weil Kinder und Jugendliche mit Lerntherapiebedarf schon lange den Anschluss verloren haben und zunächst an den Grundlagen arbeiten müssen. Ihre Aufgabe ist es, nach einer pädagogischen Eingangsdiagnostik diejenigen Lern- und Entwicklungsschritte anzubahnen, die eine allmähliche Bewältigung schulischer Anforderungen ermöglichen. Schwerpunkte liegen im Bereich des Schriftspracherwerbs (Lesen, Rechtschreibung), in der Förderung mathematischer Kompetenzen sowie im Aufmerksamkeits- und Konzentrationstraining. Da Lerntherapie einen ganzheitlichen Anspruch hat und Lerntherapeut*innen individuelle Lernwege ermöglichen möchten, verfügen sie über vielfältige Therapie- und Anschauungsmaterialien, Lernspiele sowie Trainingsprogramme. Jede Therapiestunde wird auf Grundlage des bisherigen Therapieverlaufs und der Therapieziele im Voraus geplant. Dies erklärt, weshalb ein*e Lerntherapeut*in viel mehr Zeit für die Vor- und Nachbereitung aufwenden muss als ein*e Nachhilfelehrer*in, dem oft ein Blick in das Schulbuch, den Ordner oder das Heft genügt.

Kosten

Die Kosten für die Lerntherapie sind höher bemessen als jene für die Nachhilfe. Dieser Preisunterschied hat mehrere Gründe: Lerntherapeut*innen verfügen meist über eine pädagogische oder therapeutische Grundausbildung in Form eines Hochschulstudiums oder einer Berufsausbildung sowie eine lerntherapeutische Zusatzqualifikation. Sie nutzen Testverfahren, Therapie- und Trainingsmaterialien und investieren mithin mehr Geld und Zeit in ihre Tätigkeit, als es in der Nachhilfe erforderlich ist.

Qualifikation der Förderkraft

Wie aber können Eltern beurteilen, ob die Kosten einer Nachhilfe oder Lerntherapie angemessen sind? Die wichtigsten Faktoren bilden die fachliche und die didaktische Qualifikation der Lehrkraft bzw. des*der Lerntherapeuts*Lerntherapeutin sowie seine*ihre Fähigkeit, eine gute Arbeitsbeziehung zum Kind aufzubauen. Beides trägt wesentlich zum Erfolg der Nachhilfe bzw. Lerntherapie bei.

Sowohl Nachhilfe als auch Lerntherapie führen in unserem Hause ausschließlich qualifizierte und erfahrene Personen durch – im ersteren Fall hauptsächlich Studierende und im pädagogischen Bereich Tätige, im zweiten derzeit eine studierte Förderschullehrerin.

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