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In der heutigen Zeit begleitet das Internet Kinder und Jugendliche überall hin. Für einige Hausarbeiten benötigen sie es, um sich über ein bestimmtes Thema zu informieren. Sie sollten die positiven Angebote der digitalen Welt nutzen, sich aber auch der Risiken des Internets und der sozialen Medien bewusst sein. Eine bedeutsame Frage ist in dem Zusammenhang: Wie kann der Datenschutz im Unterricht behandelt werden? Wir haben uns verschiedene Möglichkeiten angeschaut und sie hier zusammengetragen.
Der Stellenwert von Datenschutz
Früher stand kein Onlineduden oder Wikipedia griffbereit zur Verfügung, sondern es galt zwischen den Blättern eines schweren Lexikons oder Wörterbuchs nach bestimmten Wörtern zu suchen. Die Aufregung war groß, wenn das gesuchte Wort nicht gefunden wurde. Die heutigen Generationen hingegen wachsen mit den neuesten Technologien auf, das Internet ist Bestandteil ihres Lebens und alles, was sie suchen, finden sie mit großer Wahrscheinlichkeit. Doch während sie im Internet unterwegs sind, soziale Netzwerke nutzen und mit diversen Apps ihre Zeit verbringen, hinterlassen sie viele Spuren, derer sie sich kaum bewusst sind.
Auch wenn sich Kinder und Jugendliche in der Regel nicht auf ihr informationelles Selbstbestimmungsrecht berufen, steht es ihnen nach Art. 2 Abs. 1 i. V. m. Art. 1 Abs. 1 GG zu. Auch ihre personenbezogenen Daten unterstehen dem Schutz durch die Datenschutz-Grundverordnung. Ungünstig ist es, wenn Kinder und Jugendliche sich nicht einmal im Klaren darüber sind, dass sie über ein solches Rechte verfügen und weshalb es allen gewährt wird. Zum einen können hier die Unternehmen intransparent ihre Daten im unternehmerischen Alltag insbesondere für Werbezwecke verwenden. Zum anderen sind sie wie Erwachsene auch vielen Gefahren wie Phishing und Viren ausgesetzt.
Weder Kindern noch Jugendlichen sollten die Vorteile des Internets vorenthalten werden. Das Spektrum an Informationen und Wissen, die Kinder hier schnell und unkompliziert erlangen können, ist unvergleichbar und unersetzbar. Zu Pandemiezeiten an Bedeutung gewonnen hat zudem, dass die Kommunikation und der Austausch aufrechterhalten wurden. Das ist vielen bekannt und kein Geheimnis mehr. Was allerdings noch nicht allen bekannt ist, sind die ernsthaften Risiken und Nachteile, die mit der Nutzung des Internets einhergehen. Diese werden oft nicht als Gefahren eingestuft. Eines gerät dabei mitunter in Vergessenheit: Das Internet vergisst nie. In dieser Hinsicht gilt es auch Kinder und Jugendliche aufzuklären, damit sie später nicht mit unangenehmen Beiträgen konfrontiert werden, insbesondere bei der Nutzung von sozialen Netzwerken.
Die Rolle der Eltern
Eltern uns Erziehungsberechtigte nehmen die größte Rolle bei der Vermittlung von Wissen im Kontext der Internetnutzung durch ihre Kinder ein. Weit weg vom Datenschutz ist das Erzeugen von Bewusstsein über eine angemessene Nutzung der heutigen digitalen Möglichkeiten eine Angelegenheit der Erziehung, die sehr individuell abläuft. Hier bedarf es eines gesunden Vertrauensverhältnisses, um Kindern und Jugendlichen den Mut zu geben, Gefahren mitzuteilen, mit denen sie im Internet in Berührung kommen. Doch was, wenn die Eltern selbst nicht viel vom Datenschutz halten? An diesem Punkt wird es kritisch und da stellt sich die Frage, wie Kinder darüber hinaus mit dem Datenschutz in Kontakt kommen können.
Die Rolle der Schule
In der Schule verbringen Kinder und Jugendliche einen Großteil ihrer Zeit. Die für Datenschutzunterricht oder ein Pflichtfach zum Datenschutz in Schulen plädierenden Stimmen werden immer lauter.
Es besteht überdies die Möglichkeit, das Thema als Workshop oder Schulung, durchgeführt durch Datenschutzexpertinnen oder Datenschutzexperten, aufarbeiten zu lassen. Diese können im Umfang von Wochen oder Tagen umgesetzt werden. Da werden sich Schülerinnen und Schüler bestimmt freuen, wenn ihre Hassfächer mal ausfallen – für einen guten Zweck. Ob er als Pflichtfach eingeführt wird, ihm einige Unterrichtseinheiten gewidmet werden oder die Vermittlung im Rahmen eines Projekts erfolgt: Es ist eine Sache der individuellen Planung und Umsetzung.
Welche Möglichkeiten haben Lehrkräfte?
Von Tag zu Tag werden immer mehr Möglichkeiten angeboten, den Datenschutz in den Unterricht einzubinden. Das erfordert auch das Engagement und die Initiative von Lehrerinnen und Lehrern. Neben der Idee, Workshops oder Schulungen von Datenschutzexpertinnen und Datenschutzexperten durchführen zu lassen, besteht die Option, dass Lehrkräfte diese Rolle anhand hilfreicher Unterrichtsmaterialien übernehmen. Der erste Kritikpunkt wird hier sein, dass sie sich in dem Themengebiet fortbilden und sich gut auskennen müssen. Ob das Ergebnis den Erwartungen und Vorstellungen entspricht, ist eine andere Sache. Es könnte auch initiiert werden, dass der Datenschutz in der Lehrerausbildung zur Pflicht wird, um sowohl Lehrkräften den Umgang mit personenbezogenen Daten zu erleichtern als auch im Rahmen des Unterrichts das erforderliche Wissen zu vermitteln. Hilfreiche Hintergrundinformationen für Lehrkräfte rund um den Datenschutz sind auf der Website des deutschen Bildungsservers zu finden.
Nun ein Blick auf Unterrichtsmaterialien, die Lehrkräften kostenlos zur Verfügung stehen:
Datenschutz geht zur Schule
Die Initiative wurde 2009 vom Berufsverband der Datenschutzbeauftragten Deutschlands (BvD) e. V. gegründet und verfolgt das Ziel, Schülerinnen und Schüler bundesweit von der fünften Klasse bis zur Berufsschule für den Datenschutz zu sensibilisieren, indem ein sicherer und bewusster Umgang mit dem Internet und den sozialen Medien vermittelt wird. Sie hält unterschiedliche Angebote für Eltern und Lehrkräfte bereit, bis hin zu Aktionstagen. Ein vielversprechendes Projekt, das in Kooperation mit klicksafe initiiert wurde, ist außerdem das kostenlose Lehrerhandout mit Unterrichtsmaterialien, dem Lehrkräfte Einzelaspekte des Datenschutzes entnehmen können, um sie in ihrem Unterricht einzusetzen. Daneben wurde eine Materialsammlung für Lehrkräfte und Eltern zusammengestellt, die ebenfalls zur Sensibilisierung von Kindern und Jugendlichen beiträgt.
DigiBitS
Digitale Bildung trifft Schule (DigiBitS) ist ein kostenloses Angebot des gemeinnützigen Vereins Deutschland sicher im Netz e. V. Er stellt diverse Materialien, Austausch, Vernetzung sowie eine persönliche Begleitung von Partnerschulen zur Verfügung. Die Idee dahinter ist, Lehrkräfte zu motivieren und zu befähigen, digitale Kompetenzen ihrer Schülerinnen und Schüler zu fördern. Im Materialpool sind zahlreiche Linktipps, Videoempfehlungen, Unterrichtsmaterialien und Arbeitsblätter sowie Broschüren und Handbücher für die Fortbildung von Lehrkräften zu finden.
HanisauLand
Der Herausgeber dieser Internetseite ist die Bundeszentrale für politische Bildung. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, die Neugier von Kindern und Jugendlichen auf Politik zu wecken und sie in ihnen zugänglicher Weise politisch zu bilden. Es sind zwei Versionen vorhanden, eine Kinderseite und eine für Lehrkräfte. Hier lassen sich interaktive Tafelbilder und Arbeitsblätter zum Datenschutz vorfinden. Auch außerhalb der Schule lohnt es sich, dass Kinder diese Website kennen und weitere Angebote wie die Comics und Spiele oder das Lexikon zu nutzen.
Internet-ABC
Der Onlineratgeber Internet-ABC bietet Hilfestellungen und Informationen rund um das Internet und dessen verantwortungsvolle Nutzung an. Er ist ein Projekt des gemeinnützigen Vereins Internet-ABC e. V., dem die Landesmedienanstalten Deutschlands angehören.
Insbesondere Lehrkräfte können auf der Website Internet-ABC fündig werden. Hier stehen ebenfalls Lehrerhandbücher und Arbeitshefte zur Verfügung. Eine weitere Bereicherung können Gestaltungsideen für den Unterricht sein, und auch vielzählige spielerische Möglichkeiten für Kinder im Unterricht wurden aufbereitet. Apropos Kinder: Die Website gibt es auch jeweils in einer Version für Kinder sowie für Eltern. Kinder im Alter von fünf bis zwölf Jahren und Eltern können in zahlreichen Erklärungen, Tipps und Tricks stöbern. Neben diesen Konzepten bieten einige Medienanstalten die Projekte Internet-ABC-Schule und Internet-ABC-Lehrkraft an. Zusätzlich haben die jeweiligen Bundesländer Projekte wie Schulungsmaßnahmen, an denen die Schulen, Lehrkräfte oder allgemein Interessierte in ihrem Bundesland teilnehmen können.
Data Kids
Die Berliner Beauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit (BlnBDI) hat Unterrichtsmaterialien rund um das Thema Datenschutz und Sicherheit im Internet für Grundschüler im Alter von sechs bis zwölf Jahren veröffentlicht. Es werden fünf Unterrichtseinheiten angeboten, die jeweils für eine Schulstunde konzipiert wurden. Themen sind insbesondere die Definition von personenbezogenen Daten und ihre Rechte. Auf das Homeschooling wird in dem Zusammenhang auch eingegangen. Lehrkräften stehen hinreichende Hintergrundinformationen und weiterführenden Links zur Verfügung.
Das Besondere an diesen Unterrichtsmaterialien sind die methodisch-didaktischen Hinweise, die gleichzeitig einen Leitfaden für die Lehrkräfte darstellen. Es besteht außerdem die Möglichkeit, sich für den Workshop des BlnBDIs anzumelden. Hier tauchen Schülerinnen und Schüler in die Datenschutzwelt ein und können digitale Kompetenzen erwerben. Wenn ihnen die Unterrichtseinheiten und Workshops nicht ausreichen, können sie auf der Website ihr Wissen spielerisch und durch zahlreiche Lexikoneinträge erweitern. Für Jugendliche höherer Jahrgangsstufen besteht die Möglichkeit, auf YoungData fündig zu werden.
Sich mit dem Thema Datenschutz zu beschäftigen, wird nicht das Erste sein, an das Kinder und Jugendliche in ihrer Freizeit denken werden. Auch wenn Sicherheit im Internet ein Teil der Erziehung ist und zur schulischen Bildung gehört, können sich Kinder selbstständig darüber informieren: Ihnen sind die notwendigen Ressourcen zugänglich, da sie in der Regel über ein Endgerät und über einen Internetzugriff verfügen. Doch insbesondere den Eltern oder aber auch Lehrkräften mangelt es oft an Ressourcen wie Zeit und Wissen. Hier sind die oben genannten Angebote hilfreich.
Sobald die Neugier und das Interesse junger Menschen geweckt wird, entsteht ein Dominoeffekt, und alles wird in die Google-Suchleiste eingegeben. Wichtig ist hier, dass sie auf nützliche und seriöse Websites gelangen und sich dort informieren können. Außerdem spielt eine große Rolle, dass die Websites ansprechend und altersgemäß aufbereitet sind. Fast alle der oben genannten Websites verfügen über eine Kinderversion. Zwei weitere Empfehlungen legen wir Kindern und Jugendlichen ans Herz:
Der Privat-o-Mat ist ein Kooperationsprojekt der Hochschule der Medien in Stuttgart und des Landesdatenschutzbeauftragten Baden-Württemberg, mit dem Nutzerinnen und Nutzer ihr eigenes Verhalten testen können. Im Ergebnis stellt sich heraus, wie sie mit ihren eigenen Daten umgehen und welcher Datentyp sie sind.
Datenschutz wird kreativ! Letztes Jahr fand ein bundesweiter Wettbewerb für alle Schulklassen statt. Die Initiative „Datenschutz geht zur Schule“ suchte nach neuen kreativen Motiven und Slogans für ihre Aufkleber, um damit für den Datenschutz zu werben. Einsendeschluss war der 30.04.2022. Doch auch wenn eine Einsendung nicht mehr möglich ist, kann diese Idee als Inspiration für Schulen oder das private Umfeld dienen, dahingehend, dass Kinder und Jugendliche sich kreativ mit dem Datenschutz auseinandersetzen.
Datenschutz – ein hochrelevantes Thema
Beim Datenschutz geht es allgemein nicht nur um die Sensibilisierung von Unternehmen und deren Mitarbeitenden, sondern er betrifft uns alle. Insbesondere ist er für Kinder und Jugendlich wichtig, da sie im Internet unbewusst und ungewollt viele ihrer Daten hinterlassen und die Bedeutung ihnen nicht viel sagt. Es gibt seit Jahren Diskussionen über die Einführung des Datenschutzes als Pflichtfach in Schulen. Nach dem aktuellen Stand hat sich bisher in dieser Hinsicht kaum etwas geändert, und es bleibt eine Sache der Umsetzung und Planung. Bevor die erforderlichen Schritte eingeleitet werden, gibt es online zahlreiche Möglichkeiten für Lehrkräfte, ihre Schülerinnen und Schüler von der Grundschule bis zur Oberschule für den Umgang mit Daten zu sensibilisieren.
Das Thema ist kein leichtes, weder für Eltern noch für Lehrkräfte und erst recht nicht für Kinder. Es geht bei der Sensibilisierung nicht darum, dass Kinder die äußerst komplexen rechtlichen Anforderungen und Prozesse kennen und verstehen müssen. Es geht eher darum, ein Bewusstsein zu schaffen und Kinder auf die Welt im Internet vorzubereiten. Die Jugend heutzutage soll nicht direkt zu Datenschutzexpertinnen und Datenschutzexperten ausgebildet werden, aber sicg mindestens ein Basiswissen aneignen. Je früher dies geschieht, desto einfacher wird es in Zukunft sowohl gesellschaftlich als auch für jedes einzelne Kind und jeden einzelnen Jugendlichen sein. Das Angebot steht jeder und jedem kostenfrei offen; am Ende bleibt nur das Zugreifen. Der Datenschutz ist nicht immer kompliziert. Es liegt im Auge der betrachtenden Person und hängt zudem von deren Perspektive ab. Mit etwas Initiative ist Datenschutz kinderleicht zu erreichen.