You are currently viewing Kinder und Corona: Wie stark leidet die Psyche im Lockdown?
  • Beitrags-Kategorie:Allgemein

Kinder und Corona: Wie stark leidet die Psyche im Lockdown?

Die Pandemie hat spürbare Auswirkungen auf die Psyche vieler Menschen. Für Kinder sind die Einschränkungen aber besonders folgenreich. Schulschließungen, keine Spielkontakte, dazu die spürbaren Sorgen und Ängste der Eltern – all diese Aspekte haben Einfluss auf ihre empfindlichen Seelen. Die Folgen sind nicht selten depressive Verstimmungen (Diesem Thema widmen wir uns in einem Beitrag im Mai 2022 noch ausführlicher. Folgen Sie unserem Blog gerne, um rechtzeitig informiert zu sein.). Sie sind antriebs-, lust- und sogar mutlos.
Eine Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf, durchgeführt im Sommer 2020, förderte zutage: Mehr als 70 Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen fühlen sich durch die Corona-Krise seelisch belastet. Stress, Angst und Depressionen haben zugenommen. Das Risiko für psychische Auffälligkeiten hat sich fast verdoppelt. Die Kinder sind häufiger gereizt, haben Einschlafprobleme und klagen über Kopf- und Bauchschmerzen.

Mehr Streit und schlechtere Ernährung im Lockdown

Jedes vierte Kind berichtete laut der Umfrage, dass es in der Familie häufiger zu Streit komme als vor der Corona-Krise. Die Eltern gaben das sogar noch häufiger an und erklärten, dass Streitigkeiten öfter eskalierten. Und noch einen Aspekt mit unabsehbaren Langzeitfolgen deckte die Studie auf: Die Kinder und Jugendliche erklärten, weniger auf ihre Gesundheit zu achten und mehr Süßigkeiten zu essen, weniger Sport zu treiben und mehr Zeit am Handy oder vor dem Fernseher zu verbringen.

Besonderer Risikofaktor: sozial schwaches Elternhaus

Die Betreuung zu Hause ist in vielen Familien mit engen räumlichen Wohnverhältnissen und geringen Anregungen sehr schwierig. Große Probleme haben auch die vielen alleinerziehenden Eltern – immerhin 22 Prozent aller Mütter und Väter. Die Belastungen wiegen in sozial schwachen Familien besonders schwer. Das Risiko, dass Kinder Vernachlässigung und Gewalt erfahren, steigt während der Lockdown-Phasen auffallend an. Denn Kontroll-Instanzen wie Schulen und Kitas, das Jugendamt und andere Familien entfallen vollständig.

Derzeit ist noch unklar, wie lange die pandemiebedingten Beschränkungen aufrechterhalten werden müssen und ob ein weiterer Lockdown vonnöten sein wird. Das eine oder andere Kind mag auch von einer Quarantäne betroffen sein.

Was können wir tun, damit kein Kind seelische Schäden davonträgt?

Positive Erlebnisse
Um das Kind wenigstens kurzzeitig aus der häuslichen Umgebung herauszunehmen, ist es durchaus möglich, es zu einem Spaziergang, einer Fahrradtour oder einem gemeinsamen Einkauf einzuladen. Auch eine Hausaufgabenbetreuung in einem gut gelüfteten Raum mit Abstand und mit Maske ist umsetzbar. Diese Maßnahmen dienen dazu, mit dem Kind ins Gespräch zu kommen, die Lebensgeister wieder zu wecken, Freude zu spenden und im Zweifel auch auf Notsituationen zu reagieren.

Verständnis schaffen
Wichtig ist zudem, dass man ihnen erklärt, warum all die Maßnahmen notwendig sind und es ihnen in angemessener Art und Weise vermittelt, damit sie verstehen, dass wir alle im gleichen Boot sitzen und füreinander sorgen müssen.

Vorbildfunktion
Auch unser Umgang mit der aktuellen Situation ist wichtig. Kinder orientieren sich an unserem Verhalten und unserer Haltung. Wenn wir diese Maßnahmen selbst als wichtig und selbstverständlich erachten und entspannt mit ihnen umgehen, sind sowohl die Gesamtsituation als auch konkrete Maßnahmen für Kinder leichter anzunehmen.

Druck reduzieren
Die letzten Monate waren erschöpfend und kräfteraubend, sowohl bedingt durch die ständige Unsicherheit als auch durch ganz normale Entwicklungsanforderungen, etwa, trotz aller Unsicherheiten Zukunftsperspektiven zu entwickeln, Freundschaften zu knüpfen und zu pflegen und mit Konflikten umzugehen oder Selbstbewusstsein zu entwickeln. Wir sollten hier Verständnis dafür zeigen, dass innere Themen trotz der anhaltenden äußeren Belastungen nicht vertagt werden können.

Die psychischen Langzeitfolgen von Lockdown-Phasen sind noch längst nicht im vollen Umfang absehbar. Sicher ist, dass viele Kinder leiden. Jetzt sind Aufmerksamkeit, Stärke und ganz viel Engagement gefragt, um so viele Kinder wie möglich aus ihrem Tief zu holen, ihnen schöne Erlebnisse zu schenken und damit die Lebensgeister und die Motivation zu wecken.