Seiteninhalt
Die Institution Schule ist stetem Wandel unterworfen. Doch wie sah es eigentlich früher aus? War alles besser, oder haben die modernen Medien vieles erleichtert?
Heute beschäftigen wir uns ein wenig mit der Vergangenheit und vergleichen Schule früher mit Schule heute.
Schule blickt auf eine lange Tradition zurück.
Lesen, Schreiben und Rechnen zählen zu den grundlegenden Kompetenzen, die Kinder bereits in der ersten Klasse der Grundschule erwerben. Dies ist jedoch nicht erst seit gestern so, sondern bereits seit Jahrtausenden.
Wenngleich die Quellen aus der Vergangenheit nicht immer ganz eindeutig sind, so deuten viele archäologische Funde darauf hin, dass die ersten Schulen bereits im vierten Jahrtausend vor Christus bestanden. Meist war der Schulbesuch allerdings der Oberschicht vorbehalten.
Besonders im Mittelalter entstanden schließlich immer mehr Klosterschulen, sodass der Bildungsbereich überwiegend in geistlicher Hand lag.
Das moderne Schulsystem, von dem auch ärmere Schichten profitierten, ist vergleichsweise jung und wurde zunächst eher abgelehnt. Denn die Kinder fehlten als Arbeitskräfte auf dem Feld und bei Hausarbeiten, wenn sie die Schule besuchten.
Die allgemeine Schulpflicht besteht erst seit etwas mehr als 100 Jahren. Sie wurde 1919 in die Weimarer Reichverfassung aufgenommen, sodass nach und nach flächendeckende Bildung aller Menschen gewährleistet werden konnte.
Im Gegensatz zu den gegenwärtigen Gegebenheiten besuchten Kinder die Volksschule in aller Regel acht Jahre.
Früher versus heute – mehr Schüler*innen und weniger Freiheit
Wer Anfang des 20. Jahrhunderts in die Schule ging, hatte längst nicht den Stellenwert, der Schüler*innen heute zugesprochen wird. Große Klassen von 40, 50 oder teilweise sogar 60 Schüler*innen waren keine Seltenheit.
Heutzutage umfassen Klassen zumeist 20 bis 25 und nur in Ausnahmefällen 30 Schüler*innen, in Förderschulen sogar deutlich weniger.
Die deutlich verringerte Klassengröße eröffnet wesentlich mehr Möglichkeiten, eine Unterrichtseinheit zu gestalten. Ein Vergleich mit dem Unterricht vor 100 Jahren zeigt, dass Lehrer*innen lediglich frontal unterrichteten und kein Platz blieb, um Kindern individuell zu helfen. Zudem wurden Jungen und Mädchen häufig getrennt unterrichtet. Je nachdem, in welchem Ort sich die Schule befand, gab es jahrgangsübergreifenden Unterricht, da schlichtweg zu wenige Lehrer*innen zur Verfügung standen.
Strenge Regeln und Umgangsformen
Kindern wird heute in der Grundschule oftmals sehr viel Zeit zugestanden, sich zu beruhigen. Betrat die Lehrkraft zu früheren Zeiten ein Klassenzimmer, so herrschte augenblicklich Ruhe.
Sie wurde begrüßt, und der Unterricht konnte beginnen. Hielt sich ein Kind nicht an den vorgegebenen Ablauf, drohten drastische Strafen. Auch, wenn sicherlich niemand mehr ernsthaft darüber nachdenkt, Schläge mit dem Rohrstock oder das Stehen in der Klassenecke wieder einzuführen, so brachte es zumindest einen Vorteil mit sich: Es herrschte Ruhe und Ordnung. Leider war dies jedoch lediglich der Angst geschuldet und nicht dem Respekt der Lehrkraft gegenüber.
Erzählte ein Kind in früheren Zeiten zu Hause, dass es Schläge gegeben oder es in der Ecke gestanden hatte, so hinterfragten die Eltern die Entscheidung der Lehrkraft meistens nicht. Vielfach folgte zusätzlich eine weitere Strafe.
Wenig Material
Schüler*innen, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts zur Schule gingen, hatten oft ein schweres Leben. Neben einem langen und oft mühseligen Schulweg, der sich durchaus über eine Stunde, zwei oder drei Stunden ziehen konnte, mussten sie mit einfachsten Materialien auskommen.
Anstelle von modern gestalteten Übungsbüchern oder gar Tablets gab es eine Schiefertafel, die für Schreibübungen genutzt werden konnte. Hefte die für Texteinträge hätten zur Anwendung kommen können, waren noch zu teuer.
Auch Lehrer*innen mussten mit vergleichsweise wenig Lehrmitteln auskommen, wenn es darum ging, den Unterricht zu gestalten. Es standen nur wenige Bücher zur Verfügung, die sich in aller Regel im Eigentum der Schule befanden.
Schüler*innen liehen sich diese lediglich vorübergehend aus.
Das änderte sich erst in den 1950er- und 1960er-Jahren. Auf die Hilfe von Computern musste jedoch noch eine ganze Weile verzichtet werden. Ein Overhead-Projektor war schon etwas Besonderes. Im Matheunterricht kamen keine Taschenrechner zum Einsatz, sondern die teils noch heute im Grundschulbereich genutzten Rechenschieber.
Der Unterrichtsablauf im Vergleich
Nach der Begrüßung der Lehrkraft folgte oft ein langer Vortrag, dem die Schüler*innen still folgen mussten. Zusätzlich galt es, Fragen unmittelbar und direkt zu beantworten. Der Antwortspielraum war dabei äußerst begrenzt.
Obwohl Kinder bereits Anfang des 20. Jahrhunderts Unterricht in Mathematik, Deutsch sowie Sachkunde erhielten, lassen sich die Unterrichtsmethoden nicht mehr mit den heutigen vergleichen.
Zudem spielten künstlerische Aspekte, wie Musik oder Malen, keine Rolle. Sport existierte zwar als Fach, hatte allerdings zunächst einen anderen, vor allem militärisch geprägten Stellenwert. Der direkte Vergleich zeigt, dass Kinder Anfang des 20. Jahrhunderts noch zu marschieren lernen mussten.
Erst nach dem Zweiten Weltkrieg ähnelte der Sportunterricht zunehmend dem der heutigen Zeit.
Im Vordergrund stand jedoch vor allem der Wettbewerbscharakter, der bei vielen heute in der Schule eingesetzten Spielen weniger präsent ist. Stattdessen geht es oftmals um Teamfähigkeit und darum, individuelle Ziele zu erreichen.
War es also früher besser, oder gewinnt die heutige Schulpraxis den Vergleich?
Besser war es früher vielleicht nicht, aber sicher anders. Die Lehrer*innen verfügten noch über wirksame Möglichkeiten, sich durchzusetzen und sich Respekt zu verschaffen, ohne gleich des Mobbings beschuldigt zu werden oder als schlecht und unfähig zu gelten. Die Schüler*innen beharrten nicht nur auf ihre Rechte, sondern waren sich auch über ihre Pflichten im Klaren.
Es ist auf jeden Fall zu befürworten, dass körperliche Gewalt nicht mehr angewendet werden darf und die Prügelstrafe verboten wurde. Aber nicht nur sollten Schüler*innen als eigenständige Persönlichkeiten angesehen werden, sondern auch Lehrer*innen als Menschen und nicht als Maschinen.
Das Verhältnis zwischen ihnen ist von einem ständigen Geben und Nehmen geprägt, ganz einem alten Sprichwort entsprechend: „Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus.“