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Selbstvertrauen im Schulalltag

Referate, Vorträge, mündliche Mitarbeit – die inneren Hürden überwinden

Viele Kinder und Jugendliche sind begeistert, wenn sie ein Referat zu einem Thema vorbereiten dürfen, das sie interessiert. Recherchieren, ein Plakat gestalten … das bereitet Freude und einen Wissenszuwachs, somit ein Erfolgserlebnis. Wenn es aber darum geht, es vorzutragen, ist die Begeisterung mitunter mit einem Schlag vorbei: Nicht wenige haben Angst, dass die Mitschülerinnen und Mitschüler das Erarbeitete langweilig finden, und trauen sich deswegen nicht, vor der Klasse zu sprechen.

Das erfordert natürlich Mut, wie vieles andere auch, beispielsweise, sich im Unterricht melden, mitteilen, in welcher Gruppe man mitmachen möchte, in eine neue Klasse oder Schule gehen oder auch, im Restaurant noch eine Cola nachzubestellen.

Selbstbewusstsein ist wichtig, macht erfolgreich und glücklich. Wie lassen sich Kinder und Jugendliche also stärken, und wie gelingt es, ihr Selbstvertrauen aufzubauen?

Positive Fehlerkultur

Warum trauen manche Schülerinnen und Schüler sich nicht, sich im Unterricht zu melden? Sie haben Angst, etwas Falsches zu sagen, einen Fehler zu machen. Manche befürchten sogar, dass andere sie auslachen. Die Fehlerkultur, das heißt der Umgang mit den Fehlern anderer, ist ein für das Selbstbewusstsein von Kindern bedeutsamer Aspekt. Lernen sie, dass es in Ordnung ist, Fehler zu machen, wenn sie etwas Neues ausprobieren, wenn sie etwas noch nie gemacht haben, wenn sie sich etwas trauen, dann sind Fehler nicht mehr schlimm. Die Einsicht, dass Fehler und Niederlagen zum Leben gehören, ist auch für Kinder eine entscheidende. Erwachsene können ihnen zeigen, dass es möglich ist, aus Fehlern zu lernen, und dass sie in Ordnung sind. Eltern sollten ihnen dabei helfen, den Fokus von den Fehlern hin zu den positiven Aspekten zu lenken. Hier ist auch Ihr Vorbild maßgeblich.

Denken Sie daran, Ihr Kind zu loben!

Wenn Ihr Kind sich etwas traut, was es noch nie gemacht hat, wenn Sie merken, dass es etwas wagt, obwohl ihm ein bisschen mulmig zumute ist, loben Sie es dafür, und zwar nicht nur, wenn das Ergebnis gut war, sondern allein für das Wagnis, das es eingegangen ist. Das bestärkt Kinder darin, sich weiterzuentwickeln und weiterzumachen. Und fürs Weitermachen gibt es wieder Lob: Krönchen richten und weiter geht’s. Dafür brauchen sie ebenfalls Selbstbewusstsein.

Auch wenn der Sohn im Tennisturnier verliert: Er hat sich getraut, sich dem Wettbewerb zu stellen, und gezielt trainiert. Das ist toll und muss gewürdigt werden! Wenn Kinder Erfolge vermelden, sollte das Lob uneingeschränkt ausfallen und klar sein, dass es seine Leistung war, die dies möglich gemacht hat, nicht der Trainer, der wenig fähige Gegner oder das Wetter.

Bringen Sie Emotionen zum Ausdruck!

Vermitteln Sie Ihrem Kind, dass auch Ihnen manchmal nicht ganz wohl ist bei einer Entscheidung, dass Sie sich fragen, ob das wohl gut geht, und sogar ein bisschen Angst dabei haben. Erklären Sie ihm, dass das normal ist im Leben, dass wir nicht immer alles vorher wissen und kennen und dass Wagnisse zum Leben dazugehören. Deswegen muss niemand einen Sprung aus dem Helikopter machen. Aber ein Referat vor der Klasse, ein Tennisturnier, eine Klassenarbeit – da ist es ganz normal, etwas Angst zu haben, nicht nur beim ersten Mal.

Schaffen Sie Erfolgserlebnisse!

In was ist Ihr Kind so richtig gut? Welche Sportart, welches Musikinstrument beherrscht es meisterhaft? Fördern Sie sein Selbstvertrauen, indem es Dinge ausprobiert und wagt, in denen Erfolge wahrscheinlich sind. Sie könnten beispielsweise ein Konzert im kleinen Kreis der Familie organisieren. Klappt das gut, werden noch die Nachbarinnen und Nachbarn eingeladen. Es folgt das Vorspiel. Ist Ihr Kind gut in einer Sportart, schicken Sie es zu Wettkämpfen. Selbstvertrauen im Sport ist besonders wirksam, auch für die Schule. Die Kraft des Siegs wird sich positiv in allen Lebensbereichen auswirken.

Fördern Sie das Selbstvertrauen!

Das kann ich nicht!, diese und ähnliche Äußerungen demotivieren. Sorgen Sie dafür, dass Ihr Kind positiv mit sich selbst umgeht, statt ständig Selbstkritik zu üben. Weisen Sie es auf kleine und große Erfolge in allen Bereichen hin. Überlegen Sie gemeinsam, was es von sich denkt und was es gerne von sich denken würde: Ich schaffe das! Dann wird es auch was.

Und wenn die kleinen Erfolge bewusst werden, kommen auch die großen. Sie können ein Erfolgstagebuch führen, in dem Sie jeden Abend gemeinsam mindestens eine Sache festhalten, die gut lief an diesem Tag, und einen Stopp für negative Gedanken einführen: Sobald das Kind merkt, dass es in den Selbstkritikmodus abrutscht, sollte es laut „Stopp“ sagen – möglicherweise mit einem selbstgebastelten Stoppschild griffbereit in der Hosentasche. So verändern Sie gemeinsam langsam den Blickwinkel vom halbleeren zum halbvollen Glas und verleihen den Erfolgen Ihres Kindes Flügel.

Die Kunst des Neinsagens

Nein zu sagen, erfordert Selbstvertrauen. Entweder, wenn jemand etwas von einem möchte oder wenn es eine Aufgabe zu verrichten gilt, die einem widerstrebt. Dabei sind die eigenen Gefühle ernstzunehmen, und der eigene Willen ist auch gegen eine Mehrheit durchzusetzen. Ja zu sagen, ist leichter. Jasager sind beliebter, weil sie auch unangenehme Aufgaben übernehmen. Selbstvertrauen bedeutet mitunter, die eigenen Wünsche und Fähigkeiten zu kennen und nach dem eigenen Plan zu leben, sich nicht dem Diktat der Mehrheit zu unterwerfen. Das müssen Eltern dann auch zu Hause mal aushalten können. Es ist ein Grund zu Freude, wenn Kinder selbstbewusst sind.

Die Haltung ist wichtig!

Schon äußerlich lässt sich fehlendes Selbstbewusstsein häufig erkennen. Machen Sie deshalb gemeinsam  eine einfache Körperübung, die große Auswirkungen auf das Selbstvertrauen haben kann. Stellen Sie sich aufrecht hin, die Füße etwa hüftbreit auf dem Boden. Nun bauen Sie sich so auf, als hätten Sie unendliche Kraft, drücken den Brustkorb nach vorne und spannen die Schultern an. Durch die Muskelspannung spüren Sie, wie viel Kraft in Ihnen steckt, und Sie fühlen sich gestärkt – beispielsweise für eine kommende Aufgabe.

Bringen Sie Ihr Kind zum Lächeln.  Lachen hat positive Auswirkungen auf unseren ganzen Körper. Auch das Selbstbewusstsein bleibt von diesen Effekten nicht unberührt. Üben Sie gemeinsam:  Nehmen Sie einen Bleistift zwischen die Zähne und halten Sie diesen für etwa dreißig Sekunden fest, ohne dass er die Lippen oder die Zunge berührt. Sie haben in dieser Haltung ein breites Grinsen auf dem Gesicht, das  mit beinahe sofortiger Wirkung innere Kraft gibt.

Achten Sie außerdem auf eine aufrechte Körperhaltung und eine ausreichende Lautstärke beim Sprechen. Sollte ihrem Kind dies schwer fallen, schreien Sie gemeinsam jeden Tag so laut sie können. Das macht Spaß und hilft, an Lautstärke zu gewinnen. Üben Sie gemeinsam vor einem Referat, wie es gelingt, laut und deutlich zu sprechen und beim Vortragen eine aufrechte Körperhaltung einzunehmen.

Es hilft, gemeinsam zu überlegen, was schlimmstenfalls in der Schule beim Referat passieren kann. Das Kind oder die beziehungsweise der Jugendliche weiß nicht weiter, die anderen hören nicht zu – das sind oftmals bestehende Befürchtungen. Wenn die betreffende Person nicht weiterweiß, kann sie auf ihre Notizen schauen und ablesen. Sofern die anderen nicht zuhören, dann erzählt sie nur der Lehrerin, wie toll Rom ist. Plötzlich ist es nicht mehr so schlimm, am nächsten Tag vor die Klasse zu treten.