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Die heutige Gesellschaft ist von Vielfalt geprägt. Gerade in Schulen findet sich eine große Bandbreite an individuell unterschiedlichen Menschen. Hier gilt es, mit dieser Vielfalt so umzugehen, dass keine Diskriminierung erwächst. In dem Zusammenhang hat sich der Begriff Diversität, im Englischen Diversity, etabliert.
Diversität – Was bedeutet das?
Diversität impliziert soziale Vielfalt und beschreibt das Existieren von Unterschieden zwischen Menschen. In unserer Gesellschaft ist Vielfalt nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel. Diversität verfolgt das Ziel, diese Vielfalt auch als Normalität zu verstehen. Wenn dieser Punkt erreicht ist, kann Diversität als Chance genutzt werden. Sie stellt ein Unterthema des Begriffs Inklusion dar. Inklusion ist ein nie endender Prozess, der Vielfalt nicht als Problem oder Last, sondern als Wert anerkennt. Der Begriff Integration wird ebenfalls oft im Zusammenhang mit Integration und Vielfalt verwendet. Er ist jedoch mitunter problematisch, da er wörtlich bedeutet, dass ein Ganzes in seinen Teilen wiederhergestellt werden muss. Das suggeriert, dass es eine normale Mehrheit gibt, in die eine abweichende Minderheit zu integrieren ist.
Inklusion zielt im Gegensatz zu Integration darauf ab, alle Individuen und Gruppen zu jeder Zeit einzubeziehen. Sie bezieht sich insbesondere auf Minderheiten, die noch nicht von allen in unserer Gesellschaft akzeptiert und als selbstverständlich zu ihr gehörend angesehen werden. Inklusion zielt darauf ab, unsere Normen so zu verändern, dass jede und jeder einen Platz in der Gesellschaft einnehmen können.
Vielfalt in der Schule
Im schulischen Kontext kommen Kinder mit unterschiedlichen familiären und persönlichen Hintergründen zusammen. Bildungseinrichtungen gehören also zu den Orten, an denen Vielfalt eine sehr große Rolle spielt.
Ein allen gerecht werdender Umgang mit Vielfalt ist an deutschen Schulen jedoch nicht immer selbstverständlich. Viele ignorieren diese Begebenheit. Das führt oft zu Diskriminierung. Diese prägt die Betroffenen nachhaltig und ist für sie nur schwer zu verarbeiten. Auf Instagram-Accounts wie @wasihrnichtseht werden Erfahrungen mit Alltagsrassismus geschildert. Viele der Geschichten beziehen sich auf den Rahmen Schule und verweisen darauf, dass Kinder und Jugendliche entweder von Lehrkräften oder Mitschülerinnen beziehungsweise Mitschülern diskriminiert wurden und niemand eingriff.
Wie lässt sich Vielfalt nutzen? Tipps für ein aktives Handeln in Schulen
Für Schulen ist es also wichtig, sich aktiv mit ihrer Vielfalt auseinanderzusetzen, statt sie zu ignorieren. Das erkannte auch die Kultusministerkonferenz (KMK) erkannt. Deshalb wurde im Jahr 2015 festgelegt, dass Schulen ihre Vielfalt anerkennen und wertschätzen sollen. Vielfalt soll als Normalität und als Stärke wahrgenommen werden, damit sie als Chance für eine diversitätssensible Bildung nutzbar ist. Das Ziel ist es, mit Inklusion in Schulen den Bildungserfolg aller zu ermöglichen, um Chancengleichheit zu schaffen.
Damit Schulen mit ihrer Vielfalt umgehen können, gilt es insbesondere zwei Leitprinzipien zu beachten: Inklusion und Bildung. Inklusion eröffnet allen Schülerinnen und Schülern die gleichen Chancen. Bildung kann Diskriminierung entgegenwirken. Wenn Kinder und Jugendliche, Lehrkräfte, Eltern und alle anderen an der Schule Beteiligten über die Vorteile der Vielfalt Bescheid wissen, sind sie besser in der Lage, sie zu nutzen. Auf diese Weise wird das Ziel erreicht, jede und jeden zu akzeptieren und Vielfalt als normal zu betrachten.
In ihrer Vorbildfunktion sollten Lehrerinnen und Lehrer besonders darauf achten, ihren Schülerinnen und Schülern ein Beispiel für den Umgang mit Vielfalt zu geben, und
- ihre eigenen Stereotypen und Vorurteile beiseiteschieben,
- den Schülerinnen und Schülern das Gefühl geben, dass sie sich mit Diskriminierungserfahrungen an sie wenden können, insbesondere wenn die Diskriminierung in Mobbing übergeht,
- ihre Schülerinnen und Schüler nicht kategorisieren oder in Schubladen stecken,
- kulturelle Begegnungen als Bereicherung erachten,
- besondere Vorkehrungen für Kinder und Jugendliche mit besonderen Bedürfnissen treffen,
- ihre Schülerinnen und Schüler gleichbehandeln und in keinem Fall das Anderssein betonen,
- Kinder und Jugendliche nicht auf ein Merkmal reduzieren,
- niemanden als Vertreterin oder Vertreter einer Gruppe darstellen,
- Kinder aktiv über die Vorteile der Vielfalt aufklären und sie lehren, einander zu akzeptieren und zu schätzen.
Das Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“
In Deutschland sind 3500 Schulen Teil des Netzwerks „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage. Um Teil des Netzwerks zu werden, müssen 70 Prozent der Schulmitglieder (Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte, Schulbegleitungen …) in einer Urabstimmung für den Satz „Ich werde mich aktiv gegen Diskriminierung, insbesondere Rassismus, einsetzen“ stimmen und versprechen, nicht wegzuschauen, wenn sie Zeugin oder Zeuge von Diskriminierung auf dem Schulhof werden, sondern einzugreifen.
Die Netzwerkschulen führen Projekte, Aktionen und Veranstaltungen gegen alle Formen von Diskriminierung durch, an denen sich jedes Schulmitglied aktiv beteiligen soll.
Eine Zugehörigkeit zu diesem Netzwerk ist keine Garantie dafür, dass es an der Schule keine Diskriminierung mehr gibt, aber es ist ein Schritt in die richtige Richtung, um Diskriminierung in der Schule aktiv zu bekämpfen.
Auf diese Weise kommt man dem Ziel näher, Vielfalt an deutschen Schulen als Chance zu begreifen und diese Haltung von den Schülerinnen und Schülern auf die Familien und in die Gesellschaft zu transportieren.